Darum gibt es "Weisst Du noch?"
Die Idee entstand, als meine Kinder zwei und vier waren – und richtige Persönlis geworden sind. Ich habe zwei Buben, beide sind ganz unterschiedlich. Während der eine am liebsten das Tageslicht meidet und von morgens bis abends Büechli anguckt, rennt der andere bei jeder Gelegenheit nach draussen um Bäume umzusägen. Dann fand ich aber auch erstaunlich, wie rasant sie sich selber verändern. Wie der eine noch vor ein paar Monaten Angst hatte, allein auf die Toilette zu gehen und jetzt plötzlich selber in den Chindsgi spaziert. Wie der andere letzten Sommer in der Badi noch keine Zehe ins Wasser strecken wollte und jetzt Kopfsvoran reinspringt.
Und dann gibt's natürlich noch die unzähligen Situationen im Alltag, in denen sie mich mit ihren Sprüchen, Überlegungen und Aktionen je nachdem verblüffen, verärgern, Tränen lachen lassen oder zum scharf Nachdenken bringen. Weil sich mein Hirni nach den beiden Schwangerschaften leider glaube ich nie wieder ganz regeneriert hat, lebte ich in der ständigen Angst, genau diese Momente, die ich so unbedingt erinnerungswert finde, zu vergessen.
Ich habe dann ein völlig undurchdachtes System entwickelt, bei dem ich je nach Zeit, Lust und Erschöpfungszustand Post-its, Fresszettel, Briefe oder Notizbücher mit den Geschichten füllte, die mir grade noch einfielen. Dieser Haufen nervte mich irgendwann genauso wie die Unmengen Fotos, die in den Abgründen meines PCs irgendwo digital verstauben.
Und dann hatte ich, irgendwann auf einer Zugfahrt, die Idee zu "Weisst Du noch?". Wegen einem Jungen, der seiner Mutter inbrünstig erklärte, warum ein gewisses Spiel einfach das allerbeste sei. Und ich fragte mich, wie sich das bei dem Jungen in den nächsten Jahren verändern würde, ob meine Buben im Moment eigentlich ein Lieblingsspiel haben und was es nächstes Jahr sein würde? Was ich in dem Alter gesagt hätte und v.A. warum ich mich daran nicht erinnern kann?
Also fand ich, es wäre doch cool, ein solches Album auszufüllen für meine Jungens und weil es ja alles schon gibt, war ich recht erstaunt, dass ich nicht fand, was ich suchte. Es gibt massenhaft grässlich gestaltete “Mein erstes Jahr”- Bücher. Aber wann jemand den ersten Schritt macht oder wann ihm/ihr der erste Zahn gewachsen ist – das finde ich mässig interessant. In "Weisst Du noch?" werden die immer gleichen Fragen jedes Jahr aufs neue beantwortet – und das über die Dauer des gesamten “Gross-Werdens”. So entsteht eine ganz individuelle Dokumentation der Entwicklung des Kindes. Und das finde ich mega spannend und wertvoll. Für mich als Mutter – aber auch später für das Kind. An viele Erlebnisse kann man sich ja erst ab einem gewissen Alter aktiv erinnern. Ich möchte meinem Kind später gerne eine “Erinnerungsstütze” schenken. Ich traue aber meinem Hirn nicht zu, dass es sich alles merken wird (als Mami muss man ja leider immer noch ganz viel anderes im Kopf haben). Mit "Weisst Du noch?" kann ich jetzt sicher schon mal ganz viele Einzelheiten unserer gemeinsamen Geschichte festhalten.